Tag 3 von 5:

Planung:
Vom Titisee starten wir heute hoffentlich in Begleitung meiner Familie nach Westen. Es geht ziemlich schnell bergan und wird heute vermutlich der anstrengendste Wandertag mit den meisten Höhenmetern. Über Hinterzarten und lange Waldwege geht es am Rand des Feldsees vorbei und wir erreichen über einen Abstecher (offiziell E1)  den großen Feldberg, die höchste Erhebung auf dem E1 in Deutschland mit 1493m. Den Abstecher wieder zurück geht es nach Südosten über Feldberg Ort und über die B317 jetzt notwendigerweise eigentlich nur noch bergab und wieder durch lange Waldwege bis Aha am Schluchsee.

Heute soll es auf den großen Feldberg gehen. Der E1 (Westweg) bietet am Titisee wie gestern angedeutet zwei Optionen und auf den Felberg selbst führt der E1 auch nur als Abstecher Hin und Zurück den gleichen Weg. Wandertechnisch nicht gerade das tollste, aber natürlich Ehrensache dass wir dort hinauf wollen. P holt Brötchen am Campingplatz Kiosk und wir lassen es uns zum Frühstück gut gehen.

Bei der heutigen Etappe ist meine Familie dabei. Entsprechend kommen wir mit so vielen Leuten nicht ganz so zeitig los. Das Wetter ist dafür ideal und wir haben nur leichtes Gepäck, da wir am Ende des Tages auch hier am Basecamp Titisee wieder übernachten werden.
Um zwanzig vor zehn gehen wir direkt am Campingplatz los. Es sind bereits 21°C und wir laufen um das  Südendwestende vom Titisee und dann nach Norden erst mal wieder ganz schön steil hoch 3km zum E1 am Bankenhansenkreuz.

E1-76 - 1

Schweres Forstgerät

E1-76 - 2

Verdammt! Wegsperrung zur Schanze Hinterzarten

E1-76 - 3

Feldberg (?) in Sicht

E1-76 - 4

Schwarzwaldromantik Hinterzarten

E1-76 - 5

Endlich mal wieder ein E1 Marker ♦️

E1-76 - 6

Michhisli, nette Sache!

E1-76 - 7

Offenbar der richtige Weg

E1-76 - 8

Huch! Hoffentlich endet der Weg nicht wirklich…

E1-76 - 9

Baumgrenze. Dem Ziel so nah…

E1-76 - 10

1,2km Abstecher zum “richtigen” Feldberggipfel

E1-76 - 11

Wir waren am Feldberggipfel und alles was wir fanden war diese olle Platte…

E1-76 - 12

Die Wanderboys am höchtsten Punkt des E1 in Deutschland

E1-76 - 13

Bismarckturm auf dem Seebuck

E1-76 - 14

Durch das Westweg Tor, Feldbergerhof

E1-76 - 15

Gut ausgeschildert an der Hochkopfhütte. E1 ab jetzt blaue Raute! 🔹

E1-76 - 16

Schluchseeblick, beim runter rennen…

E1-76 - 17

Rennstrecke zum Bahnhof Aha-Schluchsee

Eine Truppe anderer Wanderer macht uns auf ein Hinweisschild „Umleitung Wanderer“ aufmerksam. Oh oh… Naja, zunächst geht der ganz normal wie beschrieben nach Westen in den Wald und wir werden noch Zeuge wie eine große Forstmaschine Holz abtransportiert. Nach kurzer Zeit aber schon versperrt ein zwischen Bäumen gespanntes Flatterband und dem besagten Hinweisschild auf eine Wanderumleitung den Weg. Mist. Der Unmut ist bei B besonders groß. Dennoch überwiegt die Vorsicht, keine gesperrten Wege zu gehen und die Ansicht, dass eine „offizielle Umleitung“ doch als E1/Westweg gelten muss. Naja, unbefriedigend allemal und so verpassen wir den Ausblick vom Scheibenfelsen auf das Adler Skistadion Hinterzarten und die Skischanze. -Eine großräumige Sperrung ist dort wohl auch deswegen, da beim Neubau der Schanze ein kolossaler Fehler unterlaufen ist und man keine weiteren Schaulustigen nahe der Baustelle möchte…(Die Pannenschanze von Hinterzarten)-

Naja, etwas verstimmt gehen wir weiter und schon nach einem knappen Kilometer erreichen wir am Hellblech wieder E1/Westweg. Hier geht es einen kleinen Pfad recht steil herunter nach Hinterzarten und man hat einen kitschig romantischen Blick über ein paar Schwarzwaldhäuser.

Kaum sind wir unten in Hinter-(Ober)zarten angekommen, geht es auch schon wieder am Kesslerberg anständig bergauf weiter in Richtung Westen. Der Wanderweg schmiegt sich dabei immer an die nördlichen Hügel durch den Wald.

Nach einer Weile geht es am Häuslebauernhof an auf offenes Gelände. Hier gibt es großzügige Sitzmöglichkeigen und ein Milchhisli mit Getränken zur Selbstbedienung. Sehr nett. P holt sich was. Die Sitzplätze sind aber alle locker belegt und wir wollen coronatechnisch Abstand halten. Wir gehen also weiter und suchen einen späteren Pausenplatz. Hinter dem Häuslebauernhof geht es rechtwinklig links ab nach Südwesten. Hier heisst die Straße auch schon vielversprechend „Am Feldberg“ es sind aber noch 7,5km dorthin.

Wir gehen also weiter, mittlerweile eher auf einem breiten Forstweg mit nur leichter Steigung. Endlich an der Wegekreuzung Rufenholzplatz machen wir große Vesperpause in der großen Rufenholzhütte die angenehm Schatten spendet und die wir komplett allein für uns haben.

Uns irritiert etwas ein Wegweiser der besagt, der Weg würde nach 700m enden. Hm… Wir trauen uns trotzdem weiter den Rufenlochweg zu gehen der sich in seinem weiteren Verlauf mehr nach Süden wendet und auch etwas steiler wird. So erreichen wir eine gewisse Nähe zum Feldsee den wir auch ein bisschen durch die Bäume erspähen können, einen besonders guten Blick bekommen wir auf diesen leider aber nicht.

Von hier geht es nun wieder nach Westen und der Weg wird zusätzlich zum Anstieg durch Steine und Baumwurzeln deutlich herausfordernder.

Der Pfad führt kurz zickzackmäßig hoch nach Norden. „Unterm Grüble“ befindet sich noch ein Wegweiser. Yay, wir sind noch richtig. Kurz darauf wendet sich der Weg wieder nach Südwesten und man kann schon langsam die Baumgrenze erahnen. Es geht nun wieder etwas gemächlicher bergauf und eher in einer weiten Schleife südwärts. Wir sehen bereits das Bismarckdenkmal und den Feldbergturm. Irrtümlicherweise halten wir diesen Gipfel, den Seebuck, schon für den „richtigen“ Feldberg. Über eine Art Almwiese erreichen wir eine Weggabelung. Hier tummeln sich einige neugierige Rinder und ebensolche Touristen, die Selfies mit Kühen machen. Nun erkennen wir, dass der richtige Feldberggipfel noch 1,2km nordwestlich liegt. Ein rotweißer Turm ist dort zu sehen. Dorthin führt uns nun ein breiter, unter den Füßen unangenehmer Schotterpfad. Kein schöner Weg und auch kein schöner Anblick. Dennoch müssen wird den Gipfel besteigen. Es gehört einfach dazu. Unser Plan hier am Gipfel einzukehren und eine verdiente Pause zu machen lässt sich nicht umsetzen, da man hier oben trotz hohem Touriaufkommen die Leute einfach verhungern und verdursten lässt. ok, zur Zastler -, Sankt Wilhelmer – oder Todtnauer Hütte ist es nicht besonders weit. Diese Gastronomien liegen aber weder auf unserem Weg noch auf dem Gipfel. Etwas schwach finden wir. Die Aussicht ist zwar schon ganz schön, aber das Wetter auch nicht besonders klar, so kann man die Alpen auch nur mäßig gut sehen. Naja, insgesamt ist der Feldberg eher eine Enttäuschung, zumal noch mit diesem 1,2km Stichweg. Es wäre schöner gewesen diesen Berg dann auch zu überwandern.

Gut, erledigt. Wir gehen also wieder den doofen Schotterweg zurück und weiter zum Seebuck mit Bismarckdenkmal. Hier machen wir eine kurze Verschnaufpause und Fotosession und dann wandern wir den Franz-Klarmeyer-Weg nach Südosten Richtung Feldberg Ort. Auf dem Weg nach unten werden wir wenigstens mit ein paar waschechten und modernen E1 Symbolen belohnt. Hui! Unten angekommen am Feldbergerhof durchschreiten wir endlich mal wieder ein richtig amtliches Westwegtor aus Stein.

Hier gibt es natürlich auch Gastronomie und wir kehren endlich mal zu verdientem Bier, Eiscafé und was das Herz begehrt ein.

Meine Familie macht hier Schluss und will mit dem Bus zurückfahren. Ich habe nach dieser kleinen Enttäuschung und eher zähen letzten Kilometern am Feldberg eigentlich auch nicht mehr so große Lust. Überraschenderweise sagt ausgerechnet B, der sonst am ehesten bei langen Wanderungen auch wegen der Knieproblematik aufsteckt, dass er noch die 9km bis Aha-Schluchsee dranhängen würde. Naja gut. Einmal tief durchatmen und nochmal los. Kann ja nur noch bergab gehen…

Während sich meine Familie an der Bushaltestelle mit einer Menge Touris drängelt, gehen wir weiter durch Feldberg Ort mit Wohn- und Ferienhäusern bis wir an die B317 kommen. Ein Stück geht es an der Bundesstraße entlang bis zum Caritas Haus und dort orientieren wir uns an weiteren Wegweisern. Ich erinnere meine Wanderfreunde erneut, dass wir nun aufmerksam sein müssen, dass wir nicht versehentlich den roten Rauten♦️ zu weit folgen und dann womöglich die Südvariante des Westwegs am Titisee zurückgehen, sondern es müsse irgendwo Richtung Bärental, Titisee abgehen und dann sollten wir einer blauen Raute 🔹 folgen müssen.

Am Caritashaus verlassen wir zum Glück die Bundesstraße und der Weg führt in Schlangenlinien nach Osten. Natürlich nur bergab, was die Sache wirklich einfach macht.

An der Hochkopfhütte (1200m) kommt tatsächlich ein ordentlicher Wegweiser mit moderner E1 Beschilderung und sogar noch -ganz oben- dem guten alten Nordsee-Bodensee-Gotthard-Mittelmeer Schild.

Wir prägen uns die blaue Raute gut ein. Und sind wieder mal begeistert was die gute Ausschilderung hier im Schwarzwald angeht. Jetzt steigt der Weg noch mal merkwürdig auf 1235m an bis wir die Farnwitte erreichen. Hier gibt es einige Abzweigungen aber dank guter E1 Beschilderung auch hier kein Problem den rechten Weg zu finden. Kurz darauf erreichen wir die Wasserlochhütte und wir machen eine kleine Trinkpause.

In der Zwischenzeit konferiere ich mit meiner Frau, die uns am Bahnhof Titisee abholen will, dass wir heute Abend Pizza-Night machen und gebe unsere Bestellung auf. Die Abfahrtszeiten in Aha hat meine Frau auch bereits recherchiert. Der Zug fährt nur stündlich und wir vereinbarem den Zug um 18:40 in Aha anzupeilen. Oha! Es ist 18 Uhr. Wir haben noch 40 Minuten …. für ca 4km…

Wir springen auf und hetzen los. Meine Wanderkumpels, legen plötzlich ein Tempo an den Tag, welches ich eigentlich für unmöglich gehalten hätte. Gut, der Weg ist sehr einfach zu gehen und es geht auch wirklich angenehm bergab. Aber dennoch, Hut ab.

Wir rennen quasi die letzten Kilometer mit ca 9min pro Kilometer (6,7km/h) und obwohl wir unten in Aha an der Hauptstraße kurz wegen der irren Geschwindigkeit den Wanderweg verlieren und ein paar Schritte zurück müssen, erreichen wir den Bahnhof tatsächlich eine Minute vor Abfahrt. Der Zug steht schon bereit. Der Lokführer hält den Kopf gelangweilt aus dem Fenster. Wir beginnen zu rennen, sein Gesichtsausdruck wirkt zusehends amüsierter. Verdammt der macht bestimmt gleich die Türen zu! Wir sprinten die letzten Meter… und schaffen es noch kurz bevor die Türen piepen in den Zug… Puh! „Was so’n alter Körper noch alles drauf hat!“ sagt B.

Wir müssen erst mal ganz schön verschnaufen, was durch die Masken natürlich immer etwas erschwert wird, sind aber froh, dass alles top geklappt hat. Nur wenige Minuten später sind wir am Titisee und meine Frau steht mit Auto am Bahnhof bereit.

Müssen nur noch die Pizzen abgeholt werden. In die Fußgängerzone Titisee kommt man mit Auto ja nicht rein. Gehen wir also auch noch hin und holen die Pizzen raus. Sie fährt uns mit dem Auto aber schon vom Bahnhof entgegen. Am Campingplatz gibt es das verdiente italienische Essen. Nach einer einer Tour mit Brutto über 30km* auch absolut verdient!

*Bei der Distanzberechnung dieser Etappe komme ich merkwürdigerweise auf sehr unterschiedliche Ergebnisse. Das Javascript auf meiner Trackseite rechnet 35km zusammen, Garmin Connect 32km und Garmin Basecamp nur 30km. Nach eingehender manueller Überprüfung halte ich 32km für am realistischsten, also Netto 29km auf dem E1 vom Bankenhansenkreuz bis Aha Bahnhof inklusive Feldberggipfelabstecher.