Tag 4 von 5:
Planung:
Nach der Anstrengung von gestern steht heute eine eher kurze Etappe zur Regeneration auf dem Programm. Von Aha geht es erst nach Südwesten bis Schluchsee. Von dort wendet sich der E1 nach Norden bis nach Lenzkirch und mach dann einen Nordschleife bis nach Kappel.
Aufgrund der Kürze der heutigen Etappe lassen wir uns morgens viel Zeit und starten nicht besonders früh. Meine Frau bringt uns mit dem Auto erst nach halb elf zum Bahnhof Aha-Schluchsee. Am heutigen Ziel in Kappel soll sie uns auch wieder abholen. Kann ja nicht lange dauern bei schlappen 21km und leichtem Gepäck.
Es ist etwas bedeckt und mit ca 15°C fast kühl, zum Wandern aber gut. Zehn vor elf machen wir uns auf den Weg ein paar Meter vom Bahnhof zurück zum Wegweiser. Die blaue Raute, der wir immer noch aufmerksam folgen, zeigt Richtung Schluchsee unter der Bahn hindurch und dann den Hügel nordwärts hoch wo es dann etwas erhöht einen Waldweg nach Südosten geht. Unsere Follower I+S hatten uns empfohlen lieber den Seeuferweg zu nehmen, der vermutlich schöner ist. Aber wir sind ja doch sehr versessen darauf den „offiziellen E1“ zu gehen und wandern über den vorgegebenen Forstweg. Hin und wieder erspäht man durch die Bäume auch einen Blick auf den größten See im Schwarzwald. B fast sich an den Kopf. Er hat seinen Fotoapparat vergessen…
Nicht lange und es geht wieder runter zur B500 die wir hurtig überqueren und durch das Gewerbegebiet von Schluchsee. Gewerbegebiete nimmt der E1 wie wir nach langer Erfahrung wissen immer gern mit. Hier sind Wegemarkierungen etwas schwach, aber wir finden den Weg.
Wir treffen wieder die B500 die wir an der Unterführung Wolfsgrund unterqueren und studieren aufmerksam verschiedene Wegweiser mit blauen Rauten. Keine E1 Hinweise aber gut. Das Örtchen wird zusehends touristischer und am Rathaus Schluchsee steht der nächste Wegweiser. Abermals kein Hinweis auf den E1. Ok, Lenzkirch, der nächstgrößere Ort auf dem E1, ist ja ausgeschildert.
Der Weg entfernt sich nun vom See und geht leicht bergan durch Wohngebiete nordwärts. Am Rathaus vorbei mit einigen Wegweisern. Vom E1 keine Spur.
Kurz darauf erreichen wir einen Park: „Schluchsee Sonnenhalde“. Hier blickt man auf das Kurhotel. Ein Weg biegt nach links durch den Park ab. Ist nur der Mittelweg. Rote Raute mit weißem Strich. Kein Hinweis auf E1. Wir folgen der blauen Raute nach rechts aus dem Dorf heraus an der Landstraße entlang, am neuen Biomasse Heizkraftwerk und Sportplatz vorbei und stehen etwas später vor einem erneuten Abzweiger und Wegweiser im Wald und rätseln was zu tun ist. Der Weg nach rechts scheint eine Abkürzung über Holzschlag zur Wutachschlucht zu sein. Nach Norden wäre richtig aber ohne blaue Raute. Beim Blick auf meinen Track stelle ich mit Entsetzen fest, dass dieser hier überhaupt nicht entlang führt. Kann ja alles sein, der E1 wird ja auch gern mal verlegt wie wir immer wieder feststellen. Und wir sind ja auch immer brav der blauen Raute gefolgt. Wir wandern weiter nach Norden um meinen vorbereiteten Track wiederzutreffen. Am Wegweiser Vogelhaus treffen wir meinen Track und den passenden Wegweiser des Mittelwegs wieder. Immer noch kein E1 Hinweis. Ich recherchiere noch mal genauer und stelle fest, dass wir ab Schluchsee Rathaus dem Mittelweg hätten folgen sollen. So ein Mist! Wie gesagt wir sind ja versessen immer den richtigen Weg zu gehen und müssen jetzt bis zur Sonnenhalde zurück. Ich ärgere mich mega über mich selbst und darüber, dass am Schluchsee Rathaus kein Hinweis auf den Verlauf des E1 zu finden war, oder haben wir nicht genug gesucht?
Wir gehen also den ganzen Weg -aber auf dem Mittelweg- bis zur Sonnenhalde wieder zurück und dann noch mal hoch. Insgesamt 4,5km extra. Über eine Stunde!
Die Laune ist im Keller, obwohl der Weg von Sonnenhalde am Kurhotel vorbei und dann steil am Riesenbühl hoch, eigentlich ganz nett ist. Für mich hebt sich die Stimmung erst wieder als wir ein paar Kilometer nach diesem Fehltritt hinter uns gelassen haben. An einer Forstwegkreuzung nahe Hinterhäuser machen wir Pause.
Hier ist der Weg nach dem ehemaligen Bundespräsidenten Carl Carstens (der Wanderpräsident) benannt.
Der Weg führt weiter immer grob nordwärts und am Plumberg geht es wieder anständig bergauf. Kaum geht es wieder bergab Richtung Lenzkirch, lärmen ein paar Forstarbeiter und ziehen mit schwerem Gerät Baumstämme durch die Gegend. An der Fuchsfarm ist noch ein Wanderparkplatz mit Wanderkarte. Bietet uns aber auch keine neuen Infos oder Hinweise auf den E1.
Hinter einem Sportstadion biegen wir links nach Westen ab und der Weg führt noch in einen kleinen Geopark, in dem verschiedene Gesteinsarten erklärt werden. Zudem gibt es hier noch einen schicke Aussicht über Lenzkirch. Eine Gruppe niederländischer Wanderer, vor allem jugendliche Mädchen machen hier gerade Pause. Da ist ja nicht viel Platz. Wir also weiter. Es geht nach Westen runter an eine Straße und dann scharf rechts nach Norden runter nach Lenzkirch.
Unten angekommen ist es schon mal ganz schön hübsch mit rotem Rathaus und dem Flüsschen Haßlach. Hier gibt es auch endlich einen Wegweiser mit E1 Symbol der bestätigt, dass wir dem Mittelweg folgen sollen. Warum war so ein Schild nicht in Schluchsee 🤬?
B kauft ein Eis und wir pausieren und machen Fotos vom Rathaus.
Nach dem Überqueren der Haßlach geht es nach Norden wieder hoch an Norma und Edeka vorbei. P holt sich noch etwas zu trinken.
Es geht schon sehr anständig bergauf. Aber kaum haben wir das Wohngebiet und eine unattraktive Baustelle verlassen, kommt es noch mal dicke und wird „RICHTIG“ steil. Auf sehr kurzer Strecke erreichen wir ausgehend von 808m beim Rathaus Lenzkirch, im Tal der Haßlach, 1003m beim Großmoos. Und der Weg wird zwar etwas weniger steil aber geht weiterhin bergauf. Nun einmal im Zickzack hoch zum Hierabrunnen auf 1115m. Hier machen wir noch mal Pause und nun bin ich besser vorbereitet, denn genau hier wechselt erneut unsere Wegmarkierung und wir folgen nun dem Querweg Freiburg Bodensee: Rot-weiße Raute auf gelbem Grund. Ein eindeutiger Hinweis auf unseren E1 lässt sich aber auch hier, wo die Markierung sich ändert leider nicht finden. Lieber Schwarzwaldverein, da geht noch was!
Nach der erholsamen Pause mit erfrischendem Quellwasser, wandern wir gemütlich der neuen Wegmarkierung hinterher. Der Querweg Freiburg Bodensee ist wie mir scheint die letzte Markierung, der wir bis Konstanz folgen sollen. Es geht angenehm durch Forst und Waldweg Richtung Osten bergab. Das Wetter ist nach unserer riesen Verlaufaktion sonniger geworden und so spendet der Wald angenehm Schatten. Nach einer Weile wendet sich der Weg nach Süden, es geht etwas stärker bergab und wir erreichen offenes Gelände. Kappel kann man schon erahnen.
Nach dem Franzosenkreuz gehen wir links nach Osten ab da hier der einzig mögliche Weg weiterführt. Und es geht in einer langen Rechtskurve zum Junghof auf die Kappeler Höhe. Dort angekommen finden wir eine Markierung des Querwegs, die von rechts oben, über eine Weide kommt. Meine Güte! Sind wir schon wieder falsch gegangen? Offensichtlich! Wir also die lange Kurve wieder zurück bis zum vermeintlichen Abbieger. Aber dort gibt es keinen echten Weg und auch kein Schild. Die Weide ist mit Stromzaun gesichert. Egal! Wir krabbeln unter dem Zaun durch und gehen wie besessen den „offiziellen Weg“ nach meinem Track. Ohne Aussschilderung von oben geradeaus über die Wiese. Zum Glück alles nicht so weit wie in Schluchsee Sonnenhalde.
Nun geht es aber auf Asphalt bis Gasthaus Blume und dort links nach Osten ab. Nur noch ein bisschen durch den im Abendlicht verträumten wirkenden Ort. An Touristeninfo vorbei bis zur Kirche. Hier steht endlich der ersehnte Wegweiser mit „E1 folge Querweg Freiburg Bodensee“ Etwas spät, meinen wir. Mein GPS track zeigt fast 27km! 6km zu viel durch das Verlaufen…
Bei der Kirche setzen wir uns an die Bushaltestelle und warten, dass uns meine Frau wieder abholt. Nach ein paar Minuten ist sie auch schon da und die Rückfahrt geht schneller als man nach einem ganzen Tag wandern erwarten würde. Letztendlich sind wir auch nur riesige Schlenker und Umwege gelaufen und in Kappel genauso weit vom Basecamp Titisee wie vom heutigen Wanderstart in Aha.
Am Campingplatz werden wir mit großem Hallo begrüßt. Unsere befreundete Familie J (die uns bereits vor fünf Jahren an der Iburg “aufgelauert” hatte) hat sich nebenan ausgebreitet. Wir machen uns einen großen Topf Nudeln und haben einen gemütlichen Abend.
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