Tag 1 von 4:

Planung:
Heute starten wir in eine vier Tage Wanderung. Anreise mit Bahn und diesmal getrennt. Da ich einen Tag mehr Zeit habe als meine Wanderkollegen, bin ich gestern zwecks Besichtigung ins schöne Heidelberg  gefahren und habe dort in der DJH übernachtet. Wir treffen uns dann morgens in Birkenau und wandern über Buchklingen ins Gorxheimertal. Erreichen kurz danach unser letztes Bundesland Baden Würtemberg. Im weiteren Verlauf geht es über Steinklingen und den Schrieshemmer Kopf (530m) bei Wilhelmsfeld bis Peterstal.

Schon morgens in der Jugenherberge beim Frühstück erreicht mich die erste SMS, dass meine Mitwanderer sich um ein bis zwei Stunden verspäten werden. Na gut, bummele ich eben noch mal durch die Altstadt und gehe über den Philosophenweg hoch zur Thingstätte. Unterwegs reissen die Hiobsbotschaften nicht ab. Mittlerweile gehe ich von drei Stunden Verspätung aus. Ich steige vom Heiligenberg nach Neuenheim hinunter und nehme die Straßenbahn nach Weinheim, dass ich mir dann ja auch noch ein bisschen anschauen kann und dort gleich zu Mittag zu essen. Dann soll es um 14 Uhr endlich in Birkenau losgehen. Aber auch das klappt nicht. In Weinheim bei Medimax, erstehe ich für meine schlecht vorbereiteten Mitwanderer noch eine Taschenlampe für 5€ und gehe dann zum Bahnhof. Eigentlich wollte ich mit den beiden von Weinheim das letzte Stück nach Birkenau gemeinsam fahren, aber mein Ticket verliert kurz nach 14 Uhr seine Gültigkeit, also fahre ich schon mal vor. In Birkenau angekommen, mag ich nicht mehr ungemütlich am Bahnhof sitzen und beschließe, bis zur ersten Bank am Wanderweg -auf der ich in etwas schönerer Umgebung warten kann- vozugehen. Da der Gorxheimer Weg, auf dem der E1 eigentlich die Haupstraße in Birkenau verlässt, wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist, muss ich leider an der Hauptstraße weiter und “In den Mühlenwiesen” wieder zurück auf den offiziellen Weg. Hier, nach 800m, findet sich auch direkt die gesuchte Wandererraststätte, bei der ich Rucksack abschnalle, Wanderstiefel ausziehe und bei angenehmen 20°C noch eine geschlagene Stunde auf meine Wanderkumpels warte. Ganz urig ist es hier.
Viertel nach drei schlurfen P und B die Straße herunter und wollen eigentlich schon aufgeben und die Etappe auslassen. Kein Wunder. Nach viereinhalb Stunden Zugverspätungsfiasko ist die Motivation am Tiefstpunkt. Aber wir gehen doch weiter. Das Wetter ist schön und wir müssen ja nur 22km. Vor Einbruch der Dunkelheit aber eindeutig nicht mehr zu schaffen.

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Rastplatz In den Mühlenwiesen. 800m nach Birkenau Bhf

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Schöner Waldweg

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Mehr Wegweiser

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Selbstie auf dem Weg nach Buchklingen

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Blick zurück aus Baden Württemberg über die Grenz-Schneise nach Hessen

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Durch schöne Hügel bei sich verfinsterndem Himmel

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Wegweiser mit historischem E1 Marker

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Das letzte Bild bevor es dunkel wird…

Der Weg steigt von Birkenau stetig an und führt nach Süden in den Wald. Dort verpassen wir nach einer scharfen Rechtswendung mal wieder einen E1 Abzweig nach links aber gehen nicht allzu weit falsch.
Es geht weiter etwas zickzack nach Osten Richtung Buchklingen wo sich das Gelände wieder öffnet und wir einen schönen Blick auf die hügelige Landschaft bekommen. Wir durchwandern Buchklingen am östlichen Rand und dort führt der E1 wieder direkt in den Wald und es geht weiter hoch über den Steinkopf (409m) nach Osten. An der nächsten Wegekreuzung biegen wir scharf nach Süden ab. Von hier geht es am Rand zwischen Wald und Feld südwärts nach Gorxheimertal. Der Himmel ist bedeckt und man hat den Eindruck schon jetzt wird es immer dunkler.
Hier müssen wir etwas ungemütlich und gefährlich an einer zwar nicht stark aber schnell befahrenen Straße nach Süden. Nach ein paar hundert Metern gibt es zum Glück einen parallel laufenden Wanderweg. Als der Weg den Wald verlässt, überqueren wir eine Art Schneise mit Ost-West Verlauf bei km 8,5. Dies muss die Grenze nach Baden Württemberg sein.
Juhuu, wir sind im letzten Bundesland angekommen!
Es geht noch ein bisschen bergauf und wieder über offeneres Gelände nach Steinklingen und hier weiter südwärts in den Wald. Der Himmel wird immer düsterer. Und um 18 Uhr fängt es leicht an zu regnen. Bei km 13,5 müssen wir an einer Landstraße entlangehen und diese an einer Einmündung auch überqueren. Kurz vor Kohlhof verpassen wir mal wieder eine E1 Abzweigung und müssen noch mal 150m zurück gehen. Es geht weiter an der Straße entlang bis Kohlhof. Am Naturfreundehaus vorbei. Wäre schön, wenn das unser heutiges Ziel wäre.
Mittlerweile regnet es ziemlich doll und uns ist sehr ungemütlich. Wir haben den Schritt schon ordentlich beschleunigt und es wird immer dunkler. Von hier führt der E1 wieder durch den Wald und wir kramen die Taschenlampen raus aber an das dämmerlicht kann man sich immer noch halbwegs gewöhnen.
Kurze Zeit später erreichen wir Wilhelmsfeld. Wir müssen am westlichen Rand auf dem Fußweg der viel befahrenen Altenbacherstraße nach Süden. Die Scheinwerfer der Autos blenden ziemlich.
Wir überqueren die Schriesheimer Straße und über die Heidelberger Straße verlassen wir den Ort und es geht wieder in den Wald. Nach der Helligkeit von Scheinwerfern und Straßenbeleuchtung ist das ein ziemlicher Schock, denn wir sehen gar nichts mehr. Ohne Taschenlampen wären wir komplett aufgeschmissen.
Mit vereintem Leuchtmitteleinsatz finden wir den weiteren Weg nach oben, der teilweise sogar auch noch recht uneben ist. Erst oben, am Schriesheimer Kopf (530m), wird der Weg wieder zu eine besser begehbaren Forstweg. Hier erkennen wir im fahlen LED-Lampenschein einen Aussichtsturm (Teltschikturm) dessen Besteigung wir gern bei Aussicht unternommen hätten.
Wir gehen weiter südwärts, der Weg wird zusehends matschig. Wo man hintreten kann wird im Lampenschein immer schwieriger zu erkennen. An der nächsten Wegekreuzung, die als solche in der Dunkelheit kaum zu erkennen, ist verpassen wir erneut den Abbieger nach rechts und müssen eine besonders unangenehme Matschpassage zurückgehen.
Den rechten Weg gefunden, geht es über Stock und Stein bergauf, bei Tageslicht sicher ganz schön, in dieser völligen Dunkelheit bei Regen eine echte Herausforderung zumal das Taschenlampenlicht nun auch im aufziehenden Nebel derart gebrochen wird, dass man kaum 10m weit sehen kann. Wir erreichen plötzlich eine riesige Schutzhütte, die wir erst erkennen, als wir fast dagegenlaufen. Wir stellen uns kurz mal unter. Und können danach kaum den weiteren Weg ausmachen, geschweigedenn mit Sicherheit sagen aus welcher Richtung wir eben gekommen sind. Entsprechend verlieren wir komplett die Orientierung und gehen 180° in die falsche Richtung. Irgendwann fallen uns die fehlenden Marker an den Bäumen auf… ohne GPS hätten wir niemals den richtigen Weg weiter gefunden.
Wir sind mittlerweile 20km unterwegs. Mit Verlaufen natürlich. Aber dennoch kann es nun ja nicht mehr so weit sein. Mittlerweile ist der Weg etwas besser geworden, dennoch verstecken sich Pfützen und Matsch überall. Nach einer weiten Linkskurve erreichen wir eine weitere Schutzhütte, die Sitzbuche, an einer Wegkreuzung. Hier biegen wir ausnahmsweise gleich richtig ab und erreichen den etwas außerhalb von Peterstal gelegenen Sportplatz. Dahinter geht der E1 -besonders fies im Dunkeln- einen ganz kleinen Pfad in den Wald. Bei dieser Dunkelheit wirklich nicht einfach zu gehen. Nach kurzem Weg kommen wir an eine weitere Kreuzung mit einem steilen Abstieg direkt nach Peterstal. Wir entscheiden uns für aber für den weiteren, einfacheren Weg und verlassen schliesslich den E1 erst am “Peter-Wenzel-Weg” und können wenigstens den steilen Abstieg auf Asphalt machen.
Hier gibt es auch wieder Straßenbeleuchtung und ohne weiter Zwischenfälle erreichen wir das Appartmenthaus “Zum Löwen”, wo wir freundlich einchecken. Erst mal raus aus den nassen Klamotten und alles über Handtuchtrockner und die Heizung. Dann Duschen und ab ins Bett.
Diese Nachtwanderung werden wir so schnell nicht vergessen!