Wir treffen uns um kurz vor halb neun unten bei der Fähre Blankenese – Cranz. Wetteraussichten: Bis zu 20°C, Sonne satt. Nicht zu heiß nicht zu kalt: Perfektes Wanderwetter.
Leider ist die Fähre am Wochenende nicht in der HVV Tageskarte enthalten. So werden noch einmal 4€ pro Nase fällig.
Ein leichter Unmut breitet sich wieder aus, da wir ja wieder ein Verkehrsmittel benutzen müssen, also nicht selbst gehen. Die Überfahrt über die Elbe bei diesem Wetter oben an Deck und vor allem das letzte Stück auf der Este bis zum alten Fähranleger Cranz macht durch die tollen Perspektiven vom Wasser aus aber alles wieder gut.
-Übrigens: Der NDR hat am 18.06.2012 einen Bericht dieses Abschnitts verfasst. Hier der Link.
Schon 4km auf dem E1 ohne überhaupt gewandert zu sein steigen wir aus der Fähre. Wir gehen ein kleines Stück auf dem schicken Estedeich bis zum alten Estesperrwerk wo wir die Este Richtung Osten überqueren.
Es geht den Neuenfelder Fährdeich entlang. An der Sietas Werft vorbei, die wir eben noch vom Wasser aus betrachtet haben, bis Neuenfelde. Nach der St. Pankratius Kirche knickt der E1 nach Süden ab und verläuft am Arp-Schnitger-Stieg bis zur Nincoper Straße. Dort geht es weiter nach Süden in den Nincoper Moorweg. Wir machen eine Frühstückspause auf einer Bank hinter einem Obsthof.
Der Weg ist staubig verläuft stur geradeaus und die Sonne brennt. So stelle ich mir einen Weg in Spanien vor.
Nach schier endlosen 2km biegt der E1 endlich in den Neuenfelder Hinterdeich nach Osten ab. Hier sind viele Radfahrer vor allem Rennräder und Pedelecs unterwegs.
An einer kleinen Brücke über Moorwettern wendet sich der E1 wieder nach Süden. Es geht auf sandigen Pfaden in die „Dritte Meile“. Wäre das Wetter nicht so perfekt würde man den Weg eher als trostlos empfinden. Auch die geschlossene Gaststätte Moorkrug strahlt eine gewisse Tristesse aus.
Kleiner Lichtblick ist eine ältere Dame die im Vorgarten ihres „Hexenhäuschens“ einen Gartenflohmarkt betreibt und uns Wanderer gleich einlädt. Wir haben aber aus Hänsel und Gretel gelernt und wandern lieber weiter.
Es folgen ein paar recht unbelebt wirkende Kleingärten und wir überqueren die Bahn in Fischbek. Natürlich wieder an der (Cornelius)Kirche vorbei und dann zur B 73.
Wir würden hier jetzt gerne eine kleine Erfrischung oder einen Snack zu uns nehmen, aber es gibt hier nichts gastronomisches.
Wir wandern also weiter nach Süden den Scharlbarg hoch und erreichen die Fischbeker Heide am Wandererparkplatz. Die nächste Bank in der Fischbeker Heide ist unser Mittagspausenplatz. Etwas merkwürdig fällt uns auf, dass an vielen Stellen die Heide „abrasiert“ ist. Vermutlich gibt es zu wenige Heidschnucken, die diese Aufgabe natürlicherweise übernehmen würden…
Der Weg durch die Fischbeker Heide ist wunderschön! Es ist etwas hügelig, kurvig und abwechslungsreich. Mehrfach bieten sich schöne Aussichten. Auch zurück nach Hamburg. Unglaublich wie weit das schon weg ist. Da waren wir doch gerade erst.
Kurz nach dem Segelflugplatz ist die Grenze nach Niedersachsen mit Holzpflöcken markiert. Der E1 geht in südsüdöstlicher Richtung mit viel auf und ab immer an der Grenze entlang bis zur Waldsiedlung Tempelberg. Hier verlassen wir Hamburg und sagen Tschüs!
Nach etwa 56km in unserer Heimatstadt starten wir nun in Neu Wulmstorf, Niedersachsen.
Der Weg führt durch waldiges Gebiet nach Süden. An einem Getreidefeld machen wir eine weitere Rast und finden einen Cache. Unsere Wasservorräte sind leider schon fast aufgebraucht.
Nach insgesamt 4,5 km in Niedersachsen erreichen wir den Karlstein. Leider hat es sich etwas bezogen und es nieselt ganz leicht.
Wir überqueren die Rosengartenstraße wo (ausschließlich!) im Sommer der Heideshuttle Bus umsonst Transportmöglichkeit bietet.
Weiter geht es durch den Wald aber auf etwas zu breiten Wegen und viel zu geradeaus. Es zermürbt doch ziemlich, wenn man kilometerweit den Weg sieht.
Eine kleine Minirast an einer Doppelbank bei jetzt wieder etwas offenerem Gelände und wir checken mal wie weit wir noch müssen. Und es sind nur noch 130m bis wir den E1 nach der Etappenplanung nach Emsen verlassen müssen.
Es ist aber erst 16 Uhr und der Bus fährt erst 17:45h. Tja nach langem hin und her und sogar schon 550m Richtung Emsen entscheiden wir uns doch das Wagnis bis Buchholz weiterzugehen. Es besteht ja die Hoffnung, dass wir noch deutlich vor dem Bahnhof (von hier 11km) noch einen Bus erwischen.
Wir gehen also weiter und überqueren die A1 an der Brücke zwischen Buchholzer Dreieck und Abfahrt Rade. Diese Brücke habe ich wohl schon zig mal gesehenen und unterfahren aber noch nie überquert.
Nach der Autobahn führt uns der E1 auf einen etwas blöd zu gehenden Geröllabschnitt. Zum Glück nur 500m dann geht der Weg wieder fast schnurstracks nach Süden durch den Stuvenwald. Schier endlose 2,7km geradeaus. Dann geht der Weg nach Osten, es nieselt wieder und wird auch langsam kälter. Wir erreichen Buchholz durch den Ortsteil Steinbeck. Hier überqueren wir die B 75 und steuern die nächste Bushaltestelle an. „Sonn- und Feiertag, kein Betrieb“ Samstags auch nicht.
Verzweiflung macht sich breit. Glieder und Füße schmerzen schon und nur P ist noch wirklich fit. Es hilft nichts als weiter dem E1 folgen in Hoffnung auf eine etwas urbanere Buslinie.
Wir überqueren die Steinbach und gehen an Wiesen vorbei und durch ein kleines Waldstück in ein Wohngebiet. Nächste Bushaltestelle am Steinbecker Mühlenweg. Hier fährt der Bus immerhin Samstags. Aber Sonntags? Keine Chance. Unsere Hoffnungen schwinden.
Also weiter die Straße entlang bis zum Stadtwald.
Der Stadtwald ist ein echter Wald, kein Park. Erinnert mich etwas ans Raakmoor in Hamburg. Der E1 führt mitten hindurch etwa 750m bis zur Waldschule. Von dort die Parkstraße entlang durch den winzigen Stadtpark.
Wieder eine Bushaltestelle, wieder kein Sonntagsbetrieb. „Kann doch nicht sein! Mitten in Buchholz!“ Jetzt ist schon alles egal. Durchhalten ist angesagt. Kein Kilometer mehr bis zum Bahnhof.
Nach fernmündlicher Privatfahrplanansage fährt der nächste Zug nach Hamburg um 19:19h. Eine schöne Zeit. Den schaffen wir. Ziehen sogar noch Getränke aus dem Automaten. Kiosk, Café am Bahnhof? Natürlich zu!
Der Metronom fetzt in sensationeller Zeit nach Hamburg. Toll! Kein Wunder das die Immobilienpreise in Buchholz die höchsten der Region sind.
Puh, das war sehr anstrengend. 37km rein gewandert mit allen Schlenkern. Aber Buchholz als Startpunkt für die kommende Etappe ist schon ein Riesenvorteil gegenüber Emsen-Stuvenwald…
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