Tag 4 von 4:

Planung:
Am letzten Tag müssen wir von Odenheim zeitig starten, um die angepeilte Bahnrückfahrt ab Bretten zu erreichen. Es geht durch den Forstwald “schwarzes Loch” ins Kraichtal nach Gochsheim, über die ICE Rennstrecke Mannheim Stuttgart, über Büchig nach Bretten.

Kurz vor 7 Uhr stehen wir auf. Der Zug nach Odenheim soll in Zeutern Sportplatz um 7:47 Uhr vorbeikommen. Am Bahnhof werden noch ein paar Sonnenaufgangsfotos mit “Drama”filter gemacht. Im Wartehäuschen sind zwei Schalter, wie an Fußgänger-Bettelampeln, um den Zug auch zum Halten und Mitnehmen in die jeweilige Richtung zu überreden. In letzter Sekunde drücken wir hektisch alle Schalter, aber der Zugführer hätte vermutlich auch so gehalten, wo er uns schon sieht.

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Zeutern Sportplatz bei Sonnenaufgan

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“Drama”haus am Katzbach in Odenheim

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An der Landstraße nach Süden

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Morgens am Modellflugplatz

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Durch den Weinanbau

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Hübscher Wanderweg

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Pilzkreis im Hühnerbüschle

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E1 Markierung

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Frechheit!

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Zuckerbäckermuseum Gochsheim

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Bäckereimuseum Gochsheim

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Brunnen Gochsheim

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Rundgang an der Sankt MartinsKirche Gochsheim

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Hier geht es aus der Altstadt von Gochsheim runter

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Letzte Pause vor Bretten

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Bilder einer (Groß)stadt

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Melanchtonhaus Bretten

Um 8 Uhr starten wir unsere Etappe am Bahnhof Odenheim. Ein Bäcker mit Kaffee wäre noch schön, aber hier hat alles zu. Also los, am Katzbach entlang. Ein paar Häuser sehen im fahlen Morgenlicht sehr düster aus. Dann rechts in die Schulstraße und nach Süden aus dem Ort heraus. Bei der Motocrossbahn überqueren wir die Landstraße und erreichen im Licht der frühen Morgensonne einen Modellflugplatz. Weiter geht es in den kleinen “Forstwald schwarzes Loch”, und wieder heraus über hügelige Wein- und Ackerflächen. Vor einer Pausenbank in der Morgensonne, führt uns der E1 einen urigen Waldpfad in’s “Hühnerbüschle”. Kurz darauf finden wir Parkplatz, Spielplatz und eine große Schutzhütte, die wir für unsere Frühstückspause, leider ohne Kaffee, nutzen.
Vom einen Wäldchen geht es ins nächste und wieder durch Wein und Feld in den nächsten Knick. Es wandert sich sehr hübsch hier. Das Wetter ist heute auch das beste von allen vier Wandertagen. Bisher noch kühle 15°C aber sonnig und es sollen noch 21°C werden. Ich habe sogar kurze Hosen an und die Stiefel sind auch langsam wieder trocken. Kurz nach einer kleinen Waldpassage kommen wir an der Hütte des Odenwaldklubs vorbei. Hätte man hier evtl auch übernachten oder einkehren können? Es stehen drei Autos vor der Hütte. Drinnen berät vermutlich der Vorstand über die nächsten Wanderwegmarkierungen.
Der Weg wendet sich wieder mehr Richtung Südosten und so erreichen wir am östlichen Rand, bei Sportplatz mit sexistischem Eintrittspreisen und Industriegebiet Münzesheim. Ein Abstecher zum Bäcker wäre hier möglich aber mit 2x800m Extratour ein unangenehmer Zeitfaktor. Wir wollen nicht hetzen. Mir schwanen schon übelste Kopfschmerzen ohne meine Ration Koffein am Morgen. Wir gehen also weiter nach Südosten, parallel zur Bahnlinie und kommen über ein unattraktives Industriegebiet (Refratechnik, Polytec) nach Gochsheim.
Danach wird es aber gleich netter und der E1 führt uns über die Wiese ein bisschen am Kraichbach entlang. Über Gartenstraße und Hintere Gasse steil bergauf erreichen wir das Deutsche Zuckerbäckermuseum und Badische Bäckerei-Museum. Leider alles zu. In einem Museum gibt es wohl eh keinen Kaffee. Hier ist so einiges touristisch ausgeschildert. Unter anderem Bistro-Engel. Ich mache noch einen Abstecher die Haupstraße hinunter dorthin, aber natürlich umsonst. Also weiter, nun nach Westen die Hauptraße hoch ins Zentrum zur Kirche. Dort angekommen gibt es wiederum ein Schlosscafe. Auch zu.
Wir teilen uns auf um eventuell doch noch eine koffeinhaltige Einkehrmöglichkeit zu finden, da werde ich freundlich von einer Dame angesprochen, die mir -vermutlich im Hinblick auf mein professionelles Wanderererscheinungsbild- empfiehlt den hier ausgeschilderten historischen Rundgang durch Gochsheim zu gehen. Ich lehne dankend, ab und entgegne überlegen ich sei ja auf einem etwas weiteren Weg unterwegs, von Flensburg bis Konstanz, was sie ehrfürchtig zur Kenntnis nimmt und mir viel Glück und Erfolg weiterhin wünscht. Von weitem dreht sie sich noch einmal um und ruft mir noch zu: “In der Kirche gibt’s Kaffee!” Kann diese Frau Gedanken lesen? Ich winke meine Begleiter zu mir und wir betreten die Sankt Martinskirche von Gochsheim in der sich offenbar das gesamte Dorf versammelt hat. Wir werden stürmisch begrüßt, bekommen Kaffee eingeschenk und Gebäck gereicht. Hier ist zufällig gerade Kirchencafé mit Diavortrag einer Gruppe Gochsheimer, die kürzlich in Israel wandern war. Wir sprechen mit ein paar Männern über unsere E1 Projekt, Wandern in der Wüste (Israel), den Kraichgau und erfahren noch einiges Wissenswertes über Gochsheim und seine Historie. Ganz abgesehen, davon dass ich mein Koffein endlich bekomme, ist dieser persönliche Austausch wieder eine Erfahrung, die unsere Wanderung reicher macht. Herzliche Grüße nach Gochsheim!

Wir verabschieden und bedanken uns und verlassen die historische Altstadt über steinerne Stufen zur Vorstadtstraße. Es geht nun nach Südwesten und über die Immenstraße durch ein Wohngebiet mit Rasenplatz am Ende aus dem Ort. Hier biegt der Weg nach Süden ab, kurz darauf wieder nach Südwesten und führt uns in den Herrenwald. Hier finde ich auch noch einen echten E1 Geocache.
Wir verlassen den Wald an einer Unterführung unter einer Landstraße und müssen aber in einer Schleife auf diese Straße hinauf. Die Unterführung ist nämlich nur nebenbei für Fußgänger, sondern hauptsächlich für Züge. Dies ist die Schnellfahrstrecke Mannheim-Stuttgart. Wir sind gerade auf der anderen Seite der Unterführung, da rauscht auch gerade mit atemberaubender Geschwindigkeit ein ICE durch.
Oben auf der Landstraße überqueren wir also die Bahnstrecke und wenden uns am nächsten Feldweg nach rechts, weg von der Landstraße, durch die Ackerlandschaft. Bei km 17,5 ist finden wir den perfekten Rastplatz in der Sonne mit Aussicht über die ICE Talbrücke-Bauerbach.

Es geht zunächst weiter nach Süden zwischen Maisfeldern hindurch und dann nach rechts, Richtung Westen nach Büchig. Wir befinden uns jetzt auf dem “Büchiger Gedichteweg” wie wir anhand einiger aufgestellter Tafeln mit zeitgenössischer Dichtkunst bemerken. Hier wird Alltäglichem durch die Dichtkunst besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Büchig erreichen wir von Nordwesten und durchqueren dieses eher unspektakuläre Nest. Es geht natürlich an der Kirche vorbei und im Südwesten wieder einen Feldweg hinaus aus dem Ort. Auf das letzte Wohnhaus an diesem Weg folgt ein verfallenes Treibhaus, dessen kaputte Fenster teilweise durch Holzverkleidungen ersetzt wurden. Teils wuchern Pflanzen aus oder auf dem Dach des Glashauses. Irgendwie cool aber auch spooky.

Kurz darauf geht es wieder in den Wald und der Weg geht nun wieder direkt nach Süden. Ab der Mitte des Waldes bemerken wir vermehrt Spaziergänger. Kurz bevor wir den Wald verlassen kommt noch eine E1 Markierung im klassischen “hannoveraner” Design (=weißes X mit abgeschnittenen Enden auf schwarzem Grund), welche verheisst, man müsse ab hier bis zur B35 geradeaus gehen. Überhaupt ist uns ungefähr seit dem Gedichteweg vor Büchig kein grünes Kreuz auf weissem Grund, sondern nur das altbekannte Andreaskreuz aufgefallen. Wir vermuten, der Odenwaldklub ist mit seiner Ausschilderung noch nicht ganz fertig. Erinnern wir uns noch an Etappe 58 hinter Frankfurt Sachsenhausen, als wir beim Eintritt in den Odenwald gar nur weiße Flächen… ohne Kreuz vorfanden, die uns kurz in die Irre leiteten.

Nachdem wir den Wald verlassen finden wir an der nächsten Feldwegkreuzung noch eine Bank an einem Maisfeld, an der wir ein letztes Mal in der Sonne verschnaufen. Wir sind gut in der Zeit und können es uns leisten. Es sind so einige Spaziergänger -mit und ohne Kinder – unterwegs, die das schöne Sonntagswetter nutzen.

Auf dem weiteren Weg nach Süden müssen wir einmal kurz zurück, da mein vorbereiteter Track eigentlich links abbiegt und wir aber geradeaus gegangen sind. Es finden sich aber weder Markierungen noch ein Weg dort wo es laut Koordinaten abgehen sollte. Wir erinnern uns auch an die Ausschilderung die “Geradeaus bis B35” bedeutete und gehen eben doch weiter geradeaus. Kurz vor der B35 folgen wir der E1 Markierung dann nach links, nach Osten, und betreten bei der nächsten Unterführung unter der B35 an der Gartenstraße die Stadt Bretten.
Auch hier werden wir von der klassischen schwarz/weiss E1 Markierung durch das Wohngebiet bis zum Zentrum mit Fußgängerzone, der Melanchtonstraße, geleitet. Hier genießen wir noch Falafel beim Stern Kebap und machen bummelig ein paar Fotos von der hübschen Altstadt.
Über die Schulgasse und Steingasse an der Stiftskirche vorbei geht es nach Süden. Wir überschreiten den kleinen Saalbach und kommen über die Luisenstraße ins Gewerbegebiet von Bretten und erreichen mit ausreichend Zeitpolster unser Etappenziel Bretten Stadtmitte.
Da meine Wanderfreunde auf der Hinfahrt so einige Unwägbarkeiten und verpasste Anschlüsse hinter sich haben, beschließen wir einen Zug eher nach Heibronn zu nehmen um alle Umsteigezeiten zu optimieren. Im Eilzug nach Heilbronn nerven ein paar besoffene aber harmlose Fußballfans. Die stellen sich, bierselig wie sie sind, zu dämlich zum Umsteigen an und verpassen ihre Station, obwohl der Bahnsteig schon von anderen Fans wimmelt. Knallköppe!
Wir kommen pünktlich nach Heilbronn und haben noch massig Zeit bis unser nächster Zug nach Würzburg fährt und beschließen daher einmal ins Zentrum zur Kilianskirche zu gehen. Auch ganz hübsch hier, so am Neckar. Ein beträchtliches Polizeiaufgebot ist hier offenbar damit beschäftigt Türken und Kurden bei Protestaktionen voneinander zu trennen. Ursächlich die aktuelle Situation in Nordsyrien. Hoffentlich werden wir nicht eingekesselt und erreichen unseren Zug noch!
Es klappt aber alles wunderbar und auch selbst der Zug nach Würzburg der in Heilbronn bereits 3min Verspätung hat, holt diese Zeit sogar noch auf, dass wir in Würzburg lässig, mit sieben Minuten Umsteigezeit, -von denen wir nur eine brauchen- unseren ICE erreichen. Der Zugbegleiter von Heilbronn nach Würzburg meinte schon, dass irgendwas nicht stimmen könne, da die Bahn pünktlich sei, was ja aktuell die absolute Ausnahme darstelle. Witziger Typ!
Der ICE ist brechend voll und ich bin heilfroh, dass wir das vor zwei Tagen erhaltene Erste Klasse Upgrade mit Sitzplatzreservierung angenommen haben und nun sichere Plätze nebeneinander haben. In Fulda strömen noch so viele Menschen in den Zug, dass dieser erst weiterfahren kann, als sich einige nach Aufforderung bereit erklären ihn wieder zu verlassen und auf den nächsten zu warten. Aus den enstehenden 25min Verspätung bleiben bis Hamburg noch 18min übrig was ich nicht weiter schlimm finde.
Um halb eins bin ich endlich zu Hause.